Acryl Pouring – in Englisch „Acrylic Pouring“ – ist zurzeit wirklich sehr beliebt. Ich habe dazu bereits im Sommer 2019 ein Grundlagen-Video gemacht. Es wird also höchste Zeit, einen Schritt-für-Schritt Artikel zu schreiben.

Video: POURING für ANFÄNGER - Einführung in ACRYL GIEßEN -

Flip Cup Pouring ist eine sehr grundlegende Technik, die sich gut und schnell erklären lässt. Sie ist absolut für Anfänger geeignet. Im Grunde geht es darum, einen Becher mit verschiedenen Farben, die vorsichtig aufeinander geschichtet wurden, elegant auf eine Leinwand zu bringen. Soweit so gut. Fangen wir also ganz am Anfang an:

Vorbereitung

Zunächst solltest Du natürlich Deinen Arbeitsplatz vorbereiten. Dazu gehört, dass Du Dir eine Pouring-sichere Unterlage besorgt. Mir reicht da meist ein flacher Karton, über den ich eine Folie lege. Beim Pouring ist es völlig normal, dass Farbe vom Bild läuft und abtropft. Diese Farbe willst Du nicht später vom Tisch wischen müssen. Auf die Unterlage platzierst Du dann Deine Leinwand. Die Leinwand sollte nicht direkt auf der Unterlage aufliegen, denn dann ist sie Später schlecht zu greifen. Du kannst sie auf umgedrehte Pappbecher legen, oder einfach etwas größere Pinnwand-Pins von Hinten in den Keilrahmen stecken. Ich habe da diese hier für mich entdeckt: Holz-Pins ( Werbung)

Nach der Vorbereitung sollte das insgesamt also so aussehen:

Unter die Leinwand Pinnwand-Pins stecken für den Abstand

Die Leinwand vorbereiten

Farbe anmischen

Es wird dann Zeit, die einzelnen Farben anzumischen. Jede Farbe, die Du verarbeiten möchtest, sollte einen eigenen Becher haben. Nimm am Anfang nicht zu viele verschiedene Farben und lerne nach und nach, was gut zusammen passt.

Farben richtig Mischen

  • Acrylfarbe und Pouringmittel 1:1 mischen

Rührzeit

  • Mindestens eine Minute pro Farbe

Wasserzugabe

  • Nach Gefühl einstellen - Die Mischung darf nicht zu flüssig werden.

Jede Farbe wird im Mischungsverhältnis 1:1 mit dem Pouring-Medium angemischt. Den Mix kannst du dann noch mit etwas Wasser so einstellen, dass die Mischung flüssig ist. Aber nicht zu viel Wasser, denn dann zerstörst du das Pigment – die Farbe wirkt hinterher nicht mehr schön sondern flau. Sorge dafür, dass alles gut umgerührt ist. Am besten, mindestens eine Minute rühren und auch ganz unten im Becher und in den „Ecken“ und entlang der Kanten alles mitnehmen. Das ist wichtig.

Wenn du magst und in deinem Pouring-Bild schöne Farbzellen haben möchtest, dann gebe in die Farben noch einen Tropfen Silikon-Öl hinein. Aber nicht zuviel, dann bekommt man eine „Punkte-Wüste“. Das Silikonöl kommt ziemlich zum Schluss hinzu, hier muss auch nicht unbedingt super lange gerührt werden. Da Silkon-Öl verfliegen kann, wenn es warm genug ist, sollte das zwischen Zugabe und dem Pouring selbst nicht allzu lange dauern. Das gilt vor allem, wenn Du Silikon-Spray anstelle von Silikon-Öl benutzt. Durch das Treibmittel kann das noch schneller „verschwinden“.

Das Pouring beginnt

Hast du die Farben angemischt, dann nimmst du einen leeren Becher, der groß genug ist, die ganze Farbe, die du verwenden willst, aufzunehmen.

Dort hinein schichtest Du nach und nach kleine Portionen der angemischten Farbe. Das machst Du schön vorsichtig, damit die Farben sich im Becher möglichst nicht vermischen. Wenn es dir schwer fällt, halte einen Löffel oder einen Holzspatel knapp über der Farbe im Sammelbecher und gieße die neue Portion Farbe vorsichtig über den Löffel bzw. Spatel in den Becher. Das bremst die neue Farbe und verhindert die Durchmischung.

Flip Cup

Um den Sammelbecher voller Farben jetzt auf die Leinwand zu bekommen, legst du die Leinwand auf den vollen Becher und drückst von der anderen Seite auf die Leinwand.

Dann drehst Du das Ganze um. Dabei aber den Becher weiter auf die Leinwand drücken. Die Leinwand mit Becher, den Du weiter dagegen drückst, kannst Du dann auf der Unterlage ablegen. Gebe der Farbe an der Stelle etwas Zeit, sich an der Unterseite zu sammeln. Du kannst das unterstützen, indem Du vorsichtig ein paar mal von oben auf den Becher klopfst.

Die Leinwand auf den Becher drücken und umdrehen

Den Flip-Cup einleiten

Pouring

Wenn Du und die Farbe soweit seid, dann ziehst du den Becher von der Leinwand weg und die Farbe fließt über die Leinwand.

Den Becher vorsichtig hoch heben

Der Becher wird abgezogen

Du siehst hier im Bild schon direkt die spontane Zellbildung durch das Silikon-Öl:

Spontane Zell-Bildung auf der Leinwand

Spontane Zellen-Bildung beim Flip-Cup Acrylic-Pouring

Wenn die Farbe dann etwas zur Ruhe gekommen ist, kannst Du den Keilrahmen vorsichtig anheben und durch leichtes Kippeln zu den verschiedenen Seiten die Farben dazu bringen, nach und nach die ganze Fläche auszufüllen. Hier ist langsames Arbeiten mit etwas Geduld von Vorteil, damit die Zellen nicht zerstört werden, zu viel Farbe abfließt oder die Farben sich doch noch vermischen.

Du wirst feststellen, mit jeder Bewegung verändert sich das Bild. Am Anfang sind die meisten zu schnell – lass Dir Zeit. Du wirst sehen, mit ein wenig Übung geht das sehr sehr gut.

Die Leinwand vorsichtig kippen und etwas bewegen.

Die Farben auf der Leinwand verteilen

Ich achte immer darauf, dass möglichst überall Farbe hinkommt. Wenn die Farbe nicht reicht, kannst du notfalls noch ein wenig Farbe nachmischen und auf die leere Fläche geben. Wenn Du das mit Gefühl machst, sieht man das meistens hinterher nicht mehr.

Finale

Zum Schluss gehe ich immer noch hin und gehe mit einem Heißluftgebläse oder einem Flambier-Brenner über die noch frische Farbe. Dies aktiviert nochmal das Silikonöl und entzieht dem Bild Wasser. Gleichzeitig verschwinden oft kleine Bläschen und die Oberfläche wird ebener. Du solltest mit dem Brenner nicht zu nah rangehen, denn wir wollen das Bild ja nicht verbrennen. Das gilt auch für fas Heißluftgebläse, denn die Farben willst du nicht damit bewegen – zu kurz „abföhnen“. Apropos Föhn: Du kannst auch einen Föhn nehmen. Wenn der auf großer Hitze ohne viel Wind einzustellen ist, geht das auch. Ich schaffe es aber selten, den Föhn nicht früher oder später mit Farbe zu versauen, daher habe ich für sowas ein eigenes „Kunst-Gerät“ wo das nicht mehr stört.

Trockenzeit & Farbreste

Das Bild sollte dann ganz durchtrocknen. Das dauert so zwei bis fünf Tage, je nach Größe, Farbmenge und Temperatur.

Die Farbreste sollten auch durchtrocknen und im Hausmüll entsorgt werden, wenn in Deiner Gemeinde nichts anderes vorgeschrieben ist. Auf keinen Fall solltest Du die in den Abfluss geben. Das Zeug wird zäh wie Gummi und eine Verstopfung ist vorprogrammiert.

Zur Übersicht und als Service habe ich in meiner Amazon- Storefront eine Sammlung meiner Pouring-Werkzeuge zusammen gestellt: verkunstet-Storefront ( Werbung)